Unsere 10-Minuten-Abendroutine

🕓 Lesezeit circa 3 Minuten

Ich bin durch ein TikTok-Video auf die sogenannte „10-Minuten-Regel“ gestoßen, die weniger eine Regel als vielmehr eine Abendroutine ist. Eine Mama erklärte in dem Video, wie positiv es ist, mit den Kindern jeden Abend für zehn Minuten ganz bewusst in den Austausch zu gehen – mit drei klaren Fragen, viel Ruhe und noch mehr Herz. Das hat mich sofort angesprochen. Ich habe die Methode ein wenig angepasst – so, wie es für unsere kleine Familie am besten passt – und sie ist inzwischen zu einem festen Bestandteil unseres Abends geworden. Tatsächlich ist unsere 10-Minuten-Abendroutine so ein schönes Ritual, dass ich sie Euch heute einmal vorstellen möchte.

Die sogenannte „10-Minuten-Regel“ – wie sie in dem TikTok-Video genannt wurde –, habe ich im Internet beim nachträglichen Recherchieren nicht gefunden, aber die im Video vorgestellte Methode baut auf fundierten Erkenntnissen auf. Sie vereint Elemente aus der bindungsorientierten Pädagogik, der positiven Psychologie und aus reflektierenden Gesprächstechniken, wie sie auch in der Familienberatung genutzt werden. Besonders stark erinnert sie an die Haltung des dänischen Familientherapeuten Jesper Juul, der betonte: Kinder brauchen keine perfekten, aber präsente Eltern. Beziehung entsteht durch echte Begegnung, nicht durch Perfektion. Juuls Konzept der „Gleichwürdigkeit“ – also der respektvollen Kommunikation auf Augenhöhe – spiegelt sich in dieser Routine klar wider. Auch das Prinzip, dass schon zehn Minuten echter Kontakt täglich eine tiefere Verbindung ermöglichen, stammt aus seinem Denken.

Unsere 10-Minuten-Abendroutine in drei Schritten

Wenn der Tag sich dem Ende neigt, setzen wir uns gemeinsam ins Bett und halten uns an den Händen. Und dann geht’s los:

🔷 Die erste Frage: Was hat Dir heute gefallen? (ca. 3 Minuten)

Unser Kind beginnt und sagt, was es an diesem Tag besonders gut fand. Frei, ungestört und ohne Kommentare von den anderen Familienmitgliedern! Wir hören einfach zu – wirklich zu. Danach erzählen auch wir Eltern, was uns heute Freude gemacht hat.

Ziel: Den Blick auf das Gute lenken. Dankbarkeit stärken. Teilen, was verbindet.

🔷 Die zweite Frage: Was hättest Du Dir heute anders gewünscht? (ca. 4 Minuten)

Jetzt ist Platz für alles, was nicht so gut lief. Ärger, Traurigkeit, Frust – alles darf sein. Wir kommentieren nicht. Falls wir etwas sagen, dann: „Danke, dass Du uns das erzählst.“

Anschließend sind wir Eltern dran und teilen ebenfalls einen ehrlichen Moment des Tages, den wir uns anders gewünscht hätten.

Ziel: Emotionale Entlastung. Gefühl von Sicherheit. Verständnis füreinander.

🔷 Die dritte Frage: Wie sollen Mama oder Papa Dir heute zeigen, dass sie Dich lieb haben? (ca. 3 Minuten)

Unser Kind darf sich eine Form der Zuneigung wünschen: Umarmung, Eskimokuss (Nasenreiben), Arm/Rücken/Wange streicheln, Halten wie ein Baby, Kuss – was gerade einfällt und passt. Dann dürfen auch die Erwachsenen sich eine Liebesgeste von den anderen Familienmitgliedern wünschen. Und dabei sagen wir uns ganz automatisch auch liebe Dinge, wie:

„Ich hab Dich lieb.“
„Du bist genau richtig, wie Du bist.“
„Schön, dass es Dich gibt!“
etc.

Ziel: Geborgenheit. Nähe. Und ein liebevoller Abschluss.

Was bewirkt das Ganze?

Diese kurze Routine verändert viel – bei uns allen. Zunächst einmal gehen wir alle mit einem ganz tollen, warmen und sehr verbundenen Gefühl in die Nacht. Unser Kind schläft besser, ist ausgeglichener, offener. Und auch uns Eltern tut das gut. Diese zehn Minuten haben etwas magisches und lassen uns den Familienzusammenhalt und das gegenseitige Vertrauen, so wie den gegenseitigen Respekt deutlich spüren.

Wissenschaftlich betrachtet sind die Effekte gut belegt:

  • Förderung des Urvertrauens
  • Weniger Einschlafprobleme
  • Mehr Kooperation und Selbstregulation
  • Stärkere soziale Kompetenzen

Kurz: Zehn Minuten Nähe am Abend wirken tiefer als viele lange Gespräche zwischendurch.

Und wie sieht Eure Abendroutine aus? Hast Du schon einmal von der 10-Minuten-Regel gehört? Hast Du Lust, sie mal auszuprobieren und anzupassen? Oder macht Ihr bereits etwas ähnliches?
Erzähl mir gerne in den Kommentaren, was bei Euch abends hilft – ich freue mich auf den Austausch!

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Katharina Kokoska

Mama eines wundervollen Sohnes // Frau eines fantastischen Mannes // Bloggerin // Informatikerin // Nach-Gran-Canaria-Ausgewanderte

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