Wenn das Kleinkind wütend ist, schlägt und spuckt

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Als Mutter kenne ich die Situationen nur zu gut, in denen mein Kleinkind einen Wutausbruch bekommt und dabei so heftig reagiert, dass ich mich erst einmal völlig überrumpelt fühle. Plötzlich wird geschrien, getreten, gespuckt oder es fliegen mir Schimpfwörter entgegen, die ich ganz entsetzlich finde. In einer solchen Situation muss ich dann wirklich erst einmal tief einatmen, um mich von all diesen Dingen nicht triggern zu lassen. Ich möchte angemessen und besonnen auf eine solche Situation reagieren und mich nicht von der Wut meines Kindes anstecken lassen. Es ist nicht immer einfach, mit den plötzlich auftretenden, starken Gefühle eines Kindergartenkindes umzugehen. In diesen Momenten stoße ich ehrlich gesagt auch immer wieder mal an meine Grenzen.

Die Herausforderung der Kinder, mit Gefühlen umzugehen

Für Kindergartenkinder ist es unglaublich schwer, ihre Gefühle zu begreifen und auszudrücken. Sie sind gerade erst dabei, die Welt und ihre eigenen Emotionen zu entdecken. Und wenn dann eine große Emotion in ihnen auftaucht, ist es für sie neu und sie müssen erst lernen, wie man diese großen Gefühle aushält und zum Ausdruck bringt.

Als Mutter versuche ich einen Wutausbruch zu verstehen und ihn für das Kind in Worte zu fassen bzw. mein Mitgefühl zu zeigen (statt auf die heftige Reaktion auch mit Wut zu reagieren). Das erfordert manchmal Beherrschung, ist für mich aber der richtige Weg! Ein Wutausbruch kann viele Gründe haben: Frustration, Übermüdung, Hunger oder einfach das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Nähe. Die Kleinen haben noch nicht die Fähigkeit, ihre Emotionen zu regulieren und haben oft auch Schwierigkeiten sie selbst zuzuordnen.

Auch Erwachsene haben es schwer mit Gefühlen

Und da kommen wir schon zum zweiten wichtigen Punkt: auch wir Erwachsenen haben oft Mühe, unsere starken Gefühle zu kontrollieren. Wie oft haben wir das Bedürfnis, laut zu schreien oder uns zurückzuziehen, wenn wir überfordert sind? Wie oft reagieren auch Erwachsene über und werden laut und sagen in der Wut Dinge, die sie nachher bereuen? Mit starken Emotionen umzugehen ist immer eine Herausforderung, die auch den Erwachsenen schwer fällt. Es ist daher kein Wunder, dass kleine Kinder, die ihre Emotionen noch nicht vollständig verstehen, sich in Momenten der Wut irrational verhalten und auch gerne Dinge tun, die wir unmöglich finden.

Gewaltfreie Kommunikation (GFK) in der Familie

In unserer Familie setzen wir auf die Methode der Gewaltfreien Kommunikation (GFK). GFK ist ein Ansatz zur Verbesserung zwischenmenschlicher Beziehungen und Kommunikation, der auf Empathie, Verständnis und friedlichem Austausch basiert. Die Methode setzt auf das Prinzip, Bedürfnisse und Gefühle offen und ehrlich zu kommunizieren, ohne den anderen zu verurteilen. Entwickelt wurde diese Methode vor vielen Jahrzehnten von Marshall B. Rosenberg und sie ist wirklich toll. Wer sich mehr Harmonie in Beziehungen jeglicher Art wünscht, sollte sich unbedingt mit dem Thema beschäftigen.

Wenn mein Kind wütend ist, versuche ich also zuerst, ruhig zu bleiben und sowohl seine Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen als auch meine eigenen. Ich sage ihm zum Beispiel: „Ich sehe, dass du gerade sehr wütend bist. Kannst du mir sagen, was dich so ärgert?“. Und dann versuche ich das Bedürfnis zu sehen und frage beispielsweise: „Bist du vielleicht müde oder hungrig?“. Oder: „Soll ich Dich kurz auf den Arm nehmen?“. Manchmal möchte mein Kind auch einfach mehr Spiel und Spaß im Alltag. Wenn Zähneputzen mal wieder richtig doof ist und der Kleine „bockt“, dann kann es oft helfen, einfach ein bisschen mit dem Kind beim Zähneputzen herumzualbern und zu lachen. Auch der Wunsch nach mehr Spiel und Spaß ist ein Bedürfnis von Kindern und kann Wut und schlechte Laune auslösen!

Durch diese Art der Kommunikation kann ich meinem Kind zeigen, dass seine Gefühle wichtig sind und gehört werden. Ich formuliere aber auch meine Wünsche und Bedürfnisse und so versuchen wir eine gemeinsame Lösung zu finden.

Der schwierige Balanceakt als Mama

Ich habe viel Verständnis dafür, wie schwierig es ist, große Emotionen auszuhalten. Ich versuche meinem Kind immer einfühlend und auf Augenhöhe zu begegnen – besonders in solchen Wutsituationen. Und wir kriegen es auch in den meisten Fällen gut gemeinsam bewältigt. Meistens. Wenn mein Kind mich schlägt , spuckt oder wirklich gesalzene Schimpfwörter benutzt, dann kann es auch mal passieren, dass ich überkoche. Dann schimpfe ich, werde zu laut oder spreche eine Bestrafung aus, die ich in unserem Familienalltag gar nicht anwenden will. Ich bin eben auch nur ein Mensch! Es ist teilweise eine enorme Herausforderung, in solchen Momenten einen kühlen Kopf zu bewahren und immer angemessen zu reagieren. Es ist eben eine Herausforderung für die ganze Familie!

Noch zwei kurze Sätze zum Thema Schlagen. Ich lasse mich von meinem Kind nicht schlagen! Ich halte es dann fest ohne ihm dabei weh zu tun, damit es mir nicht mehr weh tun kann, und sage klar und deutlich „Stop!“.

Der Weg ist das Ziel

Ein wichtiger Aspekt in der Kindererziehung und speziell bei der Anwendung von GFK ist, dass wir als Eltern nicht zu streng mit uns selbst sein sollten. Niemand ist perfekt! Wichtig ist, dass wir kontinuierlich daran arbeiten, unsere Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern und unseren Kindern ein gutes Vorbild zu sein.

Der Weg ist das Ziel, und jeder Fortschritt zählt! Indem wir geduldig mit uns selbst und unseren Kindern sind, schaffen wir eine liebevolle und verständnisvolle Familien-Atmosphäre, in der Gefühle ihren Platz haben dürfen. Davon bin ich überzeugt!

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Katharina Kokoska

Mama eines wundervollen Sohnes // Frau eines fantastischen Mannes // Bloggerin // Informatikerin // Nach-Gran-Canaria-Ausgewanderte

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