Mit Kindern auswandern: So gelingt der Neuanfang in einem neuen Land
Vor knapp 20 Jahren habe ich den Schritt gewagt, meine Heimat Deutschland hinter mir zu lassen und nach Spanien auszuwandern. Hier habe ich nicht nur ein neues Zuhause gefunden, sondern auch eine Familie gegründet. Mein Sohn wurde in Spanien geboren, ist mit zwei deutschen Eltern aber dennoch Deutscher. Auch zu Hause sprechen wir ausschließlich deutsch – unsere und seine Muttersprache. Trotz unserer Herkunft ist es uns als Familie aber dennoch sehr wichtig, in unserer neuen Heimat fest verwurzelt zu sein. Denn ob ein Kind im Ausland geboren wird oder man mit Kindern auswandert – um langfristig glücklich zu werden, sollten alle Familienmitglieder bereit sein, sich in die neue Heimat zu integrieren. Dieser Prozess erfordert Offenheit, Neugier und den Wunsch, sich mit der Kultur und den Menschen vor Ort auseinanderzusetzen. Und es ist wichtig, die Sprache des Landes zu sprechen.
Die Sprache der neuen Heimat lernen – für alle ein Muss
Einer der wichtigsten Aspekte bei einem Neuanfang im Ausland ist das Erlernen der Landessprache. Dies gilt nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Eltern! Viele Eltern gehen davon aus, dass die Kinder schneller lernen als Erwachsene und es daher ausreicht, die Kids in den Kindergarten oder in die Schule zu schicken, dort würden sie die Sprache des Landes von alleine lernen. Meiner Erfahrung nach ist es nicht so einfach! Wir sprechen außerhalb unserer eigenen vier Wände spanisch, lesen mit unserem Kind auch spanische Bücher und achten darauf, wie gut er mit den spanischsprechenden Kindern kommunizieren kann. Ja, Kinder lernen Sprachen schnell, aber ohne Unterstützung kann es für die Jüngsten dennoch schwierig werden.
Es ist für alle Familienmitglieder wichtig, sich im Alltag verständigen zu können. Und deshalb ist es einfach unerlässlich die Sprache des Landes zu lernen, in dem man lebt. Natürlich gibt es Übersetzer, die einem in vielen Situationen helfen. Selbst nach zwanzig Jahren bin ich auf professionelle Übersetzungen angewiesen, um wichtige Dokumente und Papiere korrekt ins Deutsche übersetzen zu lassen. Ob es um Urkunden geht oder Erbangelegenheiten – professionelle Übersetzungen sind für uns als Auswanderfamilie wichtig. Aber eben nur in besonderen Ausnahmefällen. Im Alltag möchte ich selbst gut genug Spanisch sprechen, um ohne Übersetzer zurechtzukommen. Und das ist mir auch längst gelungen. Auch im Krankenhaus oder auf Behörden ist es natürlich möglich, auf die Hilfe von Übersetzern zurückzugreifen. Doch diese lehnen wir bewusst ab. Wir wollten von Anfang an diese Dinge selbst regeln und unsere eigenen Erfahrungen machen! Im Alltag macht es einfach einen großen Unterschied, ob man sich eigenständig verständigen kann oder stets auf Hilfe angewiesen ist. Mit der Sprache erlangt man Unabhängigkeit und das Gefühl, wirklich Teil der Gesellschaft zu sein.
Für Kinder ist es essenziell, die Sprache fließend zu sprechen, um Freundschaften zu knüpfen und sich wohlzufühlen. Daher ist es ratsam, die Fremdsprache nicht zu vernachlässigen und das Lernen der Sprache auch nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, Ich kann jedem Auswanderer nur empfehlen, sich intensiv mit der neuen Sprache auseinanderzusetzen. Denn je besser alle Familienmitglieder die Sprache beherrschen, desto leichter fällt es, sich im neuen Alltag zurechtzufinden und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.
Die Kultur und Lebensweise der Menschen vor Ort kennenlernen und schätzen
Ein weiterer wichtiger Schritt für eine erfolgreiche Integration ist die Bereitschaft, sich auf die Kultur und Lebensweise der Menschen vor Ort einzulassen. Spanien beispielsweise hat in vielen Bereichen eine andere Mentalität als Deutschland – sei es im Umgang mit der Zeit, in den Traditionen oder in der Art und Weise, wie man miteinander umgeht. Als Auswanderer sollte man diese Unterschiede nicht nur akzeptieren, sondern auch bereit sein, sie zu verstehen und in den eigenen Alltag zu integrieren. Sonst wird man immer Außenstehender bleiben!
Es ist wichtig, nicht immer gleich zu (ver)urteilen, sondern sich auf das Neue einzulassen und es als Bereicherung zu sehen. Kinder können hier eine wertvolle Brücke sein, denn sie nehmen neue Erfahrungen oft unvoreingenommen auf und helfen den Eltern, diese ebenfalls mit Neugier und Offenheit zu betrachten. Nur weil Menschen manche Dinge anders machen, als wir es gewohnt sind, heißt es nicht, dass ihre Lebensweise schlechter ist. Wir können so viel voneinander lernen, wenn wir offen sind und uns auf andere Menschen und ihre Kultur und Lebensweise einlassen.
Beziehungen zu den Menschen vor Ort aufbauen
Eine der größten Herausforderungen, aber auch eine der schönsten Momente, besteht darin, Beziehungen zu den Menschen vor Ort aufzubauen. Natürlich ist es verlockend, den Kontakt zu anderen Deutschen zu suchen, die ebenfalls im Ausland leben. Es ist beruhigend, Menschen um sich zu haben, die die eigene Sprache sprechen und ähnliche Erfahrungen teilen. Doch um wirklich in der neuen Heimat anzukommen, ist es essenziell, auch Freundschaften mit Einheimischen zu schließen.
Diese Beziehungen helfen nicht nur dabei, die Sprache zu verbessern, sondern geben auch tiefe Einblicke in die Kultur und das tägliche Leben im neuen Land. Und sie sorgen dafür, dass man wirklich Wurzeln schlägt. Auch die Kinder brauchen den Kontakt zu einheimischen Kindern, um wirklich heimisch zu werden.
Integration als Schlüssel zum Glück
Wie oft wird darüber gesprochen, wie wichtig die Integration ist. Doch meistens meinen wir damit die Menschen, die nach Deutschland kommen. Anders herum gilt das aber genauso! Wer in einem anderen Land glücklich werden will, muss sich integrieren, sich öffnen und dazulernen.
Das Auswandern mit Kindern ist ein großer Schritt, der gut überlegt sein will. Doch wer bereit ist, sich auf die Sprache, die Kultur und die Menschen im neuen Land einzulassen, wird belohnt – mit einem aufregenden und glücklichen Leben in einer neuen Heimat. Offenheit, Neugier und der Aufbau neuer Beziehungen sind dabei die Schlüssel zum Erfolg.