Angst vor der Kaiserschnitt-Geburt

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Heutzutage haben Frauen die Wahl, ob sie ihr Kind auf natürlichem Wege auf die Welt bringen möchten oder sich für einen Kaiserschnitt entscheiden wollen. Ich hatte diese Wahl nicht. Von Anfang an stand fest, dass ich einen Kaiserschnitt haben werde. Das hatte mein Gynäkologe aus gesundheitlichen Gründen so festgelegt und ich hatte mich schnell damit anfreunden können.

Ich hatte mich einfach gleich auf die positiven Seiten eines Kaiserschnitts konzentriert:

👉 Die Kaiserschnittgeburt dauert in der Regel alles in allem nur rund 45 Minuten.
👉 Keine Wehenschmerzen bei einem geplanten Kaiserschnitt.
👉 Der Beckenboden wird nicht beansprucht.
👉 Im Intimbereich gibt es keine Verletzungen .

Vier Gründe, die mir Mut machten. Schließlich kannte ich die Geburtsgeschichten von Freundinnen, die stundenlang in den Wehen lagen und von unvorstellbaren Schmerzen berichteten. Auch die Verletzungen, die viele Frauen nach einer natürlichen Geburt davontrugen, waren mir bekannt und waren etwas, auf das ich gerne verzichten würde.

Aber natürlich kannte ich auch die Nachteile eines Kaiserschnitts, auch wenn diese mich nicht wirklich beunruhigten:

👉 Nach einem Kaiserschnitt braucht die Mutter länger um sich zu erholen.
👉 Die frische Wunde kann in den ersten Tagen schmerzhaft sein.
👉 Das Krankenhaus darf erst nach mehreren Tagen verlassen werden.
👉 Die Mutter darf mehrere Wochen lang nicht schwer heben (das Baby selbst aber schon).
👉 Der Kaiserschnitt ist eine OP und birgt deshalb die üblichen Risiken, wie beispielsweise Thrombosen oder Wundheilstörungen.
👉 Der Bereich um die Narbe kann unter Umständen taub bleiben.

Als es so weit war und wir zum geplanten Kaiserschnitt ins Krankenhaus fuhren, war ich tatsächlich sehr aufgeregt. Und ich hatte auch ein wenig Angst. Angst, dass es Komplikationen geben könnte, mein Kind vielleicht Probleme bekäme oder ich währenddessen oder danach Schmerzen haben würde. Auch das Setzen der Nadel in den Rücken (Spinalanästesie) machte mich nervös. Doch zum Glück waren all diese Bedenken unbegründet. Was ich bis dato noch nicht ahnte: es wartete eine wunderschöne, schmerz- und komplikationsfreie Geburt auf mich.

Meine persönliche Kaiserschnitt-Erfahrung

Der Vorteil einer geplanten Kaiserschnittgeburt ist es, dass sich die werdenden Eltern auf die Geburt vorbereiten können und die ganze Prozedur im Krankenhaus ruhig und entspannt abläuft. Ich musste an diesem Morgen früh um acht Uhr zur Anmeldung ins Krankenhaus kommen. Dann wurde ich mit meinem Mann auf ein Zimmer gebracht und musste ein Krankenhaus-Hemdchen anziehen. Danach wurde ich mit dem Bett aus dem Zimmer in den OP-Vorraum gerollt. Dort stellten sich alle vor, die an der Geburt teilhaben würden: die Anästhesistin, die Hebamme, der Chefarzt und weitere Krankenpfleger. Alle waren sehr nett und freuten sich mit mir auf den kleinen Mann, der nun bald das Licht der Welt erblicken würde. Während ich in dem Bett lag und wartete, redete ich mit meinem Sohn in meinem Bauch. Da ich keine Wehen hatte, wollte ich ihn mit meinen Worten darauf vorbereiten, was nun passieren würde. Er strampelte im Bauch und ich war sicher, dass er mich verstanden hatte und sich auch auf uns freute. Und dann ging es schon los!

Ich wurde in den OP-Raum geschoben und musste auf den OP-Tisch rutschen. Dort setzte man mich auf den Rand, um die Nadel für die Spinalanästesie zu setzen. Ich beugte mich nach vorne und meine Hebamme (ein Mann, auch Entbindungspfleger genannt) nahm meine Hände und beruhigte mich. Er atmete mit mir bewusst ein und aus und ehe ich mich versah, war es schon vorbei. Ich durfte mich hinlegen. Nun kam der für mich unangenehme Teil: meine Arme wurden fixiert. Davor hatte ich mich am meisten gefürchtet, weil ich mir dabei so ausgeliefert vorkam. Die Fixierung muss aber sein, da die Betäubung zu einem Zittern führen könnte und es gefährlich wäre, inmitten der Kaiserschnitt-OP mit den Armen herumzurudern. Doch die Arme lagen locker und auch die Fixierung war sanft, so dass es für mich tatsächlich ok war. Zudem wich die Anästhesistin nicht von meiner Seite und erklärte jeden ihrer Schritte. Inzwischen hatte man auch ein Tuch gespannt, so dass ich den Unterteil meines Körpers nicht mehr sehen konnte. Die Anästhesistin fragte nun immer wieder, wie ich mich fühle und ob mir übel sei. Zudem erklärte sie mir mehrfach, dass ich unten herum zwar betäubt sei und wirklich keine Schmerzen fühlen würde, ich aber dennoch merken werde, dass dort etwas gemacht wird. Ich solle mich also nicht erschrecken. Tatsächlich spürte ich später nur leichtes Ruckeln und ich hörte den Arzt und seine Assistenten sprechen. Keine Schmerzen! Keine unangenehmen Begleiterscheinungen! Alle waren freundlich und gut gelaunt; inklusive mir.

Dann hieß es, dass sie nun beginnen würden. Mein Mann wurde hereingelassen und nahm neben mir Platz. Ich war voller Vorfreude, die Angst war verflogen. Tatsächlich fühlte ich mich gut aufgehoben und lächelte wie ein Honigkuchenpferd. Und so stieg die Spannung während wir auf das grüne Tuch starrten, das vor mir aufgespannt war. Nach nur kurzer Zeit sagte mir die Anästhesistin, dass der Kopf schon zu sehen sei und es nun nicht mehr lange dauern würde bis sie ihn herausziehen würden. In diesem Moment kam der  Entbindungspfleger hinter dem Vorhang hervor. Er beugte sich von hinten über meine Schulter hinab zu meinem Bauch und begann zu drücken. Mit ganzer Körperkraft drückte er meinen kleinen Sohn nach unten. Mein Mann fragte erschrocken, ob mir das weh tun würde, denn mein ganzer Körper wurde davon durchgeruckelt. Ich schüttelte den Kopf und hielt den Atem an. Jetzt würde ich gleich den Schrei meines Kindes hören. Es dauerte gefühlt noch eine Ewigkeit, bis wir das laute Krähen unseres Kindes hörten. Dann wurde auf meinen Wunsch das Vaginal Seeding durchgeführt, er wurde gewaschen und kurz untersucht. Es dauerte zum Glück nicht lange bis man mir unser Kind brachte und es mir an die Brust legte. Ich blickte in ein wunderschönes, kleines, zerknautschtes Gesicht. Tränen liefen mir über die Wange. Mein Herz lief über vor Glück und Liebe und ich konnte meinen Blick nicht von dem kleinen, perfekten Geschöpf nehmen. Mein Sohn hingegen ließ keine Zeit verstreichen und robbte sich mit zwei kräftigen Zügen zu meiner Brust und begann zu saugen.

Mein Kind blieb bis zum Ende der OP bei mir. Danach wurden wir beide in einen Überwachungsraum geschoben. Es war einer der schönsten und atemberaubendsten Tage meines Lebens. Und ich hatte weder zu diesem Zeitpunkt noch später irgendwelche Schmerzen. Ich war drei Tage im Krankenhaus, bekam Schmerzmittel und stand schon am Abend der Geburt von meinem Bett auf und lief meine ersten Schritte.

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Katharina Kokoska

Mama eines wundervollen Sohnes // Frau eines fantastischen Mannes // Bloggerin // Informatikerin // Nach-Gran-Canaria-Ausgewanderte

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