Ich will meinen Körper zurück

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Es ist nun gut ein Jahr her, dass mein Sohn zur Welt kam. Und leider habe ich noch immer knapp zehn Kilos zu viel auf den Hüften. Schaut man sich so einige Influencer-Mamas auf Instagram an, ist man schnell frustriert: scheinbar klappt es bei denen wie von selbst mit dem Abspecken. Rank und schlank mit einem Lächeln im Gesicht bekommt man dort von bildschönen Frauen scheinbar perfekte Familienleben präsentiert. Aber davon lasse ich mich nicht herunterziehen! Um so neugieriger wurde ich als ich kurz vor Weihnachten ein Buch geschenkt bekam, das den Titel „Ich will meinen Körper zurück“ trägt. Geschrieben von einem Sportmediziner, der selbst Vater ist und sich für das Schreiben des Buches auch eine Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie sowie eine Personal Trainerin zur Unterstützung herangezogen hatte. Vielleicht würde es mir mit diesen professionellen Tipps ja leichter fallen, endlich mal abzunehmen.

Dr. med. Markus Klingenberg
Ich will meinen Körper zurück
Fit werden nach Schwangerschaft und Geburt.
Das richtige Workout für schöne Mamas – mit Trainingsplan.

288 Seiten mit über 200 Trainingsbildern
ISBN 978-3-9482-7713-0

Der Anfang des Buches konfrontierte mich dann auch gleich mit einer unangenehmen Wahrheit: es ist wichtig sich Zeit für Sport zu nehmen und sich selbst etwas Gutes zu tun. Der Autor ist überzeugt: mit Planung und festen Willen lässt sich das auch umsetzen. Mein erster Gedanke war, ob das auch für meinen Haushalt gilt. Denn auch dieser benötigt wesentlich mehr Aufmerksamkeit als er seit der Geburt meines Kindes bekommt. Fehlt mir der Wille und die Disziplin? Oder organisiere ich mich nicht gut genug? Ehrlich gesagt fühlte ich mich nach diesem Kapitel erst einmal schrecklich und fragte mich, ob ich so ein katastrophales Zeitmanagement habe und einfach zu chaotisch oder gar zu faul bin, das alles besser hinzukriegen. Aber so schnell wollte ich mich nicht geschlagen geben. Positiv bleiben, sagte ich mir, und las weiter. Richtig gut war das Kapitel über Ernährung. Ich bin ein großer Fan von Bas Kast „Ernährungskompass“ und beide Autoren schlagen hier in eine Kerbe. Nach dem Motto „Du bist, was Du isst“ ist es einfach ausschlaggebend, wie man sich ernährt. Danach durfte ich Interviews von anderen Frauen lesen. Und da stolperte ich gleich über die Topfehler, die viele Mamis anscheinend machen: (1) Nicht anfangen (2) Sich keine Hilfe holen (3) Sich selbst in der Prioritätenliste zu niedrig einzustufen. Ich gebe zu, da ist viel Wahres dran. Diese drei „Fehler“ trafen gleich alle auf mich zu!

Und dann ging es los mit einem großen Sportteil. Und hier hielt ich erst einmal ein. Mir gingen verschiedene Gedanken durch den Kopf. Ich war noch nie ein Fan von Fitness-Studios und klassische Trainings fühlen sich für mich an wie Folter. Ich habe mein „Sportmuffel-Problem“ für mich gelöst, indem ich die letzten Jahre konsequent zwei mal die Woche Zumba gemacht habe – ein Tanztraining. Da ich tanzen liebe, fühlte sich das für mich nicht nach Sport an und ich habe damit tatsächlich nach nur wenigen Monaten mein Wunschgewicht erreicht und sogar Spaß gehabt. In der Mitte der Schwangerschaft hatte ich damit aber aufgehört, weil ich mit meinem dicken Bauch nicht mehr so arg hüpfen wollte.

Mir wurde nach dem was ich gelesen hatte klar: Du musst wieder anfangen, Dich um Deinen Körper zu kümmern! Gleich morgen, nicht erst irgendwann. Zudem habe ich bis zur Schwangerschaft viele Jahre Halbtagsfasten praktiziert. Hier isst man nur in einem Zeitfenster von acht Stunden. Davor und danach wird nur Wasser oder ungesüßter Tee getrunken. Damit kam ich wunderbar klar und ich habe mich gut damit gefühl. Doch auch das habe ich seit der Schwangerschaft nicht mehr angefangen. Denn da ich noch stille, habe ich Angst, dass dadurch die Milchproduktion ausbleiben könnte.

Diese Gedanken im Kopf, habe ich mich dann mit einer Freundin über das Thema Mutterschaft, Sport und Ernährung unterhalten. Ich habe ihr auch dieses Buch gezeigt, noch bevor ich in den letzten Teil des Buches – den Sportteil – tiefer eingetaucht bin. Sie hat reingelesen und war sofort begeistert. Und einige Wochen später war das Ergebnis wie folgt: sie hat mir mein Buch abgeschwätzt und zeigt mir immer wieder Übungen aus dem Buch, die sie nun regelmäßig macht. Ihr denkt jetzt vielleicht, dass ich mich als Versagerin fühle und dick und frustriert mit meinem Baby auf dem Arm sitze und meine Freundin beneide. Doch dem ist nicht so! Mich hat das Buch motiviert und es hat mir die Augen geöffnet. Da ich aufgrund von Corona keine Zumba-Kurse machen kann, habe ich mir nach dem Lesen des Buches Trainings-DVDs bestellt und mache meine Tanz-Workouts nun schwitzend vor dem Fernseher. Zudem gehe ich jeden Tage eine Stunde laufen – mit meinem Kind. Und sobald ich abstille, werde ich auch wieder das Halbtagsfasten in mein Leben integrieren.

Ich kann das Buch also tatsächlich empfehlen, auch wenn mein Sportprogramm sich in eine andere Richtung entwickelt hat. Denn es macht einem wirklich sehr deutlich, wie wichtig es ist, sich um sich selbst und den eigenen Körper zu kümmern. Ich möchte eine gesunde und fitte Mama sein und musste mich dem Thema stellen. Allerdings möchte ich dennoch sagen, dass jede Mama eigene Umstände hat und es auch mit bester Planung und größtem Ehrgeiz nicht immer möglich ist, Sport einzuplanen oder Ernährungspläne zu verfolgen. Es gibt Tage, da habe ich so viel Arbeit, dass ich nicht einmal den Haushalt schaffe. Ich bin eben eine Mama, die nebenher arbeitet und die keine Großeltern in der Nähe hat, die meinen Sohn mal abnehmen können. Und es gibt auch mal Tage, da sündige ich und futtere genüsslich ein Stück Kuchen oder Schoki, weil ich einfach Lust darauf habe. Ich finde es wichtig, einen Mittelweg zu finden. Weder möchte ich mich und meinen Körper vernachlässigen und immer dicker und unsportlicher werden, noch wird aus mir eine durchtrainierte Fitness-Mutti werden. Ich bewege mich irgendwo dazwischen und fühle mich da wohl. Und glaubt mir, auch in dieser Mitte zu bleiben fordert Disziplin, braucht einen strukturierten Tagesablauf und verlangt Liebe und Ideen für eine leckere und gesunde Familienkost.

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Katharina Kokoska

Mama eines wundervollen Sohnes // Frau eines fantastischen Mannes // Bloggerin // Informatikerin // Nach-Gran-Canaria-Ausgewanderte

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