Kommen Muttergefühle von alleine?
Als ich mit meinem Sohn schwanger war, machte ich mir plötzlich Sorgen um meine künftige Beziehung zu meinem Kind. Liebe und Geborgenheit hatte ich in meinem Elternhaus wenig erfahren und diese Kindheitserinnerungen riefen plötzlich Zweifel in mir hervor. Würde ich eine gute Mutter sein können? Was würde ich tun, wenn ich meinen Sohn auf die Welt bringen, die tiefen Gefühle aber ausbleiben würden? Mein Mann konnte diese Sorge nicht verstehen, er war sicher, dass ich meinem Kind unendlich viel Liebe geben werde und eine wundervolle Mutter sein würde. Doch seine Überzeugung half mir in diesem Moment nur wenig.
Alleine die Tatsache, dass ich schon während der Schwangerschaft immer mit dem kleinen Bauchbewohner gesprochen habe, mir bei jedem Ultraschalltermin Tränen des Glücks in den Augen gestanden hatten und ich mich so auf den kleinen Mann freute, hätte mir eigentlich Antwort genug sein müssen. Dennoch hatte ich diese Sorge die ganze Schwangerschaft über und konnte sie nie ganz ablegen. Selbst kurz vor der Geburt ging mir dieser Gedanke noch einmal durch den Kopf. Werde ich eine bessere Mutter sein als es meine Mutter war?
Geburt und Mutterliebe
Und dann kam der Tag der Geburt und der Moment als man mir meinen Sohn das erste Mal in den Arm legte. Die Liebe erfüllte mich so stark, mein Herz quoll regelrecht über mit reinster Mutterliebe. Und das läßt nicht nach, auch nicht nach Wochen oder Monaten. Im Gegenteil! Ich habe das Gefühl, dass die Liebe zu meinem Sohn immer tiefer wird. Jetzt habe ich nicht nur einen Mann in meinem Leben, den ich so sehr liebe, jetzt sind es zwei Männer, die ich tief und innig liebe. Den einen als Ehemann und den anderen als den besten und wundervollsten Sohn, den sich eine Mutter nur wünschen kann. Ich empfinde so viel Liebe, das mein Herz es kaum aushält!
Die Entscheidung, ein Kind zu haben,
ist von großer Tragweite.
Denn man beschließt für alle Zeit,
dass das eigene Herz außerhalb
des eigenen Körpers herumläuft.
Elisabeth Stone
Wie hatte ich nur befürchten können, dieses kleine, zauberhafte Wesen nicht genug lieben zu können? Wie hatte sich dieser Gedanke nur einschleichen können? Heute kann ich das kaum noch nachvollziehen, dass ich wirklich diese Sorge hatte. Wahrscheinlich war es einfach nur der Wunsch, dass mein Kind eine Kindheit voller Liebe und Geborgenheit erlebt. Und ich spürte natürlich die große Verantwortung, die ich nun für mein Kind und seinen guten Start ins Leben hatte.
Alles nur Hormone?
Beschäftigt man sich mit dem Thema Mutterliebe, stößt man schnell auf das Liebeshormon Oxytocin. Dieser Botenstoff wird im Gehirn bereits während der Geburt ausgeschüttet. Und dann wieder, wenn die Mutter beginnt ihr Kind zu stillen. Und dieses Hormon hat laut Wissenschaftlern wohl einen großen Anteil an der entstehenden Mutterliebe. Nicht zu vergessen die ganzen Endorphine, die während der letzten, besonders schmerzhaften Phase der Geburt ausgeschüttet werden und die noch wirken, wenn die Mutter ihr Kind das erste Mal sieht. Mütter sind nach der Geburt regelrecht high von Glücks- und Liebeshormonen.
Aber entsteht Mutterliebe wirklich nur durch einen Hormon-Cocktail? Ich sage ganz klar: nein! Wer je aus tiefsten Herzen geliebt hat, weiß, dass Liebe mehr ist als Hormone oder irgendwelche komplizierten Prozesse im Körper. Auch wenn diese sicherlich ihren Anteil haben. Liebe bleibt immer Magie. Und diese entflammt in jedem Herz, das bereit ist, diese Liebe anzunehmen.
Deshalb möchte ich allen Schwangeren und werdenden Vätern mit ähnlichen Ängsten und Gedanken gerne sagen: Schämt Euch nicht, solche Sorgen und Zweifel zu haben. Das zeigt nur, dass ihr das Beste für Euer Kind wollt. Öffnet einfach Eure Herzen und seid bereit einen kleinen Menschen kennenzulernen, der eure Welt auf den Kopf stellt! Vertraut eurem Herzen und euren Instinkten. Dann wird die Mutter- und auch die Vaterliebe kommen und euch erfüllen. Und zwar mit mehr Wucht als ihr es euch vorstellen könnt.
Glücklich allein ist die Seele, die liebt.
Johann Wolfgang von Goethe